Ein Drittel weniger Einsätze aufgrund der Corona-Pandemie

Das gab es mindestens in diesem Jahrtausend noch nicht: Die Jahreshauptversammlung der Karlstadter Feuerwehr fand erst im Oktober und in der bestuhlten Fahrzeughalle statt. Beides war der Corona-Pandemie und ihren Regeln geschuldet.

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Von einer „völlig neuen Lage“ sprach Kommandant Andreas Büttner im Bericht der aktiven Wehr und zeigte ein Bild von Desinfektionsmittelkanistern und persönlicher Schutzausrüstung. Die Feuerwehr reagierte darauf, indem sie einen Krisenstab organisierte – vom S1 für das aktive Personal über die S2-Lage und S3-Einsatz bis zu S6 für Information und Kommunikation (zum Beispiel Videokonferenzen).

Mit 121 Einsätzen laut Einsatzstatistik hatte die aktive Wehr rund ein Drittel weniger Einsätze als üblich. 30 davon dienten dem Brandschutz, 71 den technischen Hilfeleistungen. Es gab deutlich weniger Einsätze nach Verkehrsunfällen. Manche Einsätze waren gleichwohl spektakulär: So wurde am 10. August eine eingeklemmte Person im Steinbruch der Firma Schwenk gemeldet. Tatsächlich hatte sich ein Arbeiter auf dem riesigen Brecher schwer am Bein verletzt, und die Herausforderung bestand darin, ihn aus über sechs Metern Höhe zur retten. Viele Einsätze waren quasi „Tagesgeschäft“, darunter 14 Ölspuren, CO2-Austritt in einer Gaststätte und ein brennender Aschenbecher.

Die aktive Wehr umfasst derzeit 70 Feuerwehrleute, darunter sind sechs Frauen und neun Doppelmitglieder, die wegen ihrer Arbeit in Karlstadt hier mit ausrücken. In der Versammlung verpflichtete Andreas Büttner aus der Jugendfeuerwehr Paula Hofmann, Marcel Brust und Philipp Lutz zum Dienst in der aktiven Wehr, was ab 16 Jahren möglich ist. In die aktive Wehr übernommen wurden Saskia Trimbach, Lukas Hofmann und Lars Schmitt.

Nur noch Kleingruppen

Generell schlug sich Corona auch in der Ausbildung nieder. Es gab nur noch Kleingruppen in immer deselben Zusammensetzung, weniger Präsenzveranstaltungen und mehr Multimedia. Auch für die Einsätze wurde die Truppstärke wegen des Infektionsschutzes verringert. Was die Ausrüstung angeht, wurden zwei ältere Fahrzeuge Iveco-Magirus durch neue Löschfahrzeuge ersetzt. Im kommenden Jahr erhält die Wehr Einsatz-Tablets, die Umrüstung auf elektronische Sirenen wird fortgeführt, die Lkw erhalten Abbiegeassistenten und die Brandmeldeanlage im Gerätehaus wird modernisiert. Für den Feuerwehrbedarfsplan beauftragte die Stadt Karlstadt ein Planungsbüro.

Deutlich kürzer musste der Bericht des 166 Mitglieder starken Feuerwehrvereins durch den Vorsitzenden Gregor Weigel ausfallen. Die Jahreshauptversammlung 2020 (mit Rückblick auf 2019) konnte noch stattfinden, danach war der Höhepunkt die Teilnahme am Karlstadter Faschingszug als „Legionäre“ samt Schildkröten-Formation und Prämierung. Jetzt soll das Vereinsleben wieder beginnen mit der Teilnahme an der Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag, einem Spanferkelessen und einer Weihnachtsfeier. 2022 soll zudem der ausgefallene Feuerwehrausflug nach Berlin nachgeholt werden.

Die Feuerwehr und ihre Aktiven verdienten nicht nur den herzlichen Dank der Stadt Karlstadt, sondern auch ihre Unterstützung, stellte Bürgermeister Michael Hombach in seinem Grußwort fest: „Jeder Cent ist gut investiert.“ Das gelte auch für die 730 000 Euro für die neue vollautomatische Drehleiter, zu der es erfreulicherweise Zuschüsse in Höhe von 420 000 Euro gab.

Der Bürgermeister hatte auch die angenehme Aufgabe, die drei Feuerwehrmänner Joachim Wilhelm, Klaus Lankes und Rainer Hofmann für 40 Jahre aktiven Dienst zu ehren sowie Stefan Rümmer und Heiko Volkenstein für 25 Jahre.

Einen besonderen Dank sprach Michael Hombach Bernhard Büttner aus, der seit 50 Jahren für die Feuerwehr aktiv ist. Besonders wichtig ist ihm die Brandschutzausbildung, unermüdlich wies er in Kindergärten und Schulen auf die Gefahren von Feuer hin. Über den aktiven Dienst hinaus hielt er als gelernter Radio- und Fernsehtechniker lange die Funktechnik am Laufen.

Auch der neue Kreisbrandinspektor Stefan Brust wurde gewürdigt. Seit seinem 14. Lebensjahr bei der Karlstadter Wehr, wurde er 2016 zu ihrem Kommandanten gewählt, ehe er zum 1. August 2021 das Amt des Kreisbrandinspektors übernahm. Er überbrachte in seinem Grußwort die Grüße der Kreisbrandinspektion und hob die Zusammenarbeit der Wehren hervor. Ein weiteres Grußwort für alle „Blaulicht-Organisationen“ sprach Karlstadts Polizeichef Thomas Miebach.

75 Jahre Mitglied im Verein 

Auch der Feuerwehrverein hatte Ehrungen vorbereitet. Vor unglaublichen 75 Jahren trat Heini Hofmann bei, der damals eigentlich nur die Uniform seines Vaters abgeben wollte. Für 40 Jahre wurde Joachim Wilhelm geehrt, für 30 Jahre Jochen Ringelmann, für 25 Jahre Stefan Rümmer und Heiko Volkenstein, für 20 Jahre Thomas Aust, Felix Fuchs und Simon Brust.

Quelle: Mainpost
https://www.mainpost.de/regional/main-spessart/ein-drittel-weniger-einsaetze-aufgrund-der-corona-pandemie-art-10671270