Im Beisein von Kreisbrandrat Manfred Brust, Kreisbrandinspektor Georg Rumpel, Abordnungen der Feuerwehren des Stadtgebietes und der Stützpunktfeuerwehren des Landkreises, Abordnungen der anderen Hilfsorganisationen (Polizei, BRK, Wasserwacht und des Technischen Hilfswerks), Mitgliedern des Stadtrats und interessierten Bürgern übergab der erste Bürgermeister Dr. Paul Kruck das neue Mehrzweckboot an die Freiwillige Feuerwehr Karlstadt. Pfarrer Paul Häberlein und Diakon Hans Klein stellten das neue Mehrzweckboot unter den Segen Gottes. In kurzen Ansprachen hoben 1. Kdt. Jürgen Brust, Bürgermeister Dr. Paul Kruck und Kreisbrandrat Manfred Brust die große Bedeutung der Feuerwehr hervor.
Die Ausgabe von 63 000 Euro sei mehr als gerechtfertigt, erklärte Bürgermeister Dr. Paul Kruck. Da der Feuerwehr Karlstadt auch die Bundeswasserstraße Main zwischen den Staustufen Erlabrunn und Harrbach als Einsatz- und Zuständigkeitsbereich zugeteilt ist, wird sie bei Schiffshavarieren, Schiffsbränden, Personenrettungen und- suchen, Tierrettungen und Umweltschadensbeseitigung alarmiert. Deshalb habe die Stadt auch 5000 Euro Zuschuss vom Landkreis erhalten, dazu kamen 2500 Euro aus dem Verkauf des alten Bootes.
Die Erkenntnisse aus dem Einsatzgeschehen in 2008, bei dem die Stadt nur knapp einer Katastrophe durch den Brand eines Gefahrgut-Tankschiffes entging, leiteten die Beschaffung des hier vorgestellten Einsatzbootes ein.
Kommandant Jürgen Brust ging darauf ein, dass das alte Boot 1971 für die Feuerwehrschule in Dienst gestellt und 1991 von der Stadt Karlstadt übernommen wurde. Nach über 40 Jahren waren neue Einsatzszenarien im Brand- und Umweltschutz (zum Beispiel Ölsperren) damit nicht mehr möglich. Deshalb sei die Wehr an die Stadt herangetreten. Für die Unterstützung bei der Beschaffung bedankte er sich bei Sabine Zabl und Sieglinde Steiner vom Karlstadter Ordnungsamt sowie beim Karlstadter Stadtrat.
Löschmeister Martin Kütt, vom Bürgermeister als „Obermaat“ tituliert, erklärte die Eigenschaften und Besonderheiten des bei der Werft SBS in Andernach gebauten Bootes. Dank der dort neu entwickelten Trimeran-Rumpfform liege es sehr stabil im Wasser, sei dank eines angedeuteten Kiels gleichzeitig aber auch sehr wendig. Um an das Mainufer mit dem Steinwurf heranfahren können, erhielt es eine zweite Aluminiumschicht. Eine hydraulische Bugklappe erleichtert das Beladen mit schweren Lasten. Tragen kann es bis zu 10 Mann. Eine Besonderheit ist der mittig angeordnete Ruderstand mit Bootsstuhl. Den Bootsstuhl ließ die Feuerwehr einer Neukonstruktion für ein Polizeiboot nachbauen. Auch der neue Trailer wurde durchdacht konstruiert, seine wasserdichten Rücklichter müssen für das Wassern nicht mehr abgenommen werden.
Während ins alte Boot für die Beleuchtung ein lärmendes Stromaggregat gestellt werden musste, ist das Neue hier autark. Für die LED-Scheinwerfer genügt die Lichtmaschine des 66 Kilowatt starken Außenbordmotors. Wie leise der moderne Viertakter von Honda ist, zeigte sich bei der abschließenden Probefahrt für die Prominenz. Löschangriffe vom Boot aus ermöglicht eine fest eingebaute Pumpe. Mit einem Sidescan- und einen 360-Grad-Echolot sind auch die „technischen Augen“ aktuell, für den Digitalfunk ist das Boot vorgerüstet. Seine nüchterne Einsatzbezeichnung lautet „Florian Karlstadt 99-1“.
„Dir und Deiner Besatzung allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel. Ich taufe Dich auf den Namen Marie.“ Marie Hofmann taufte das neue Mehrzweckboot der Feuerwehr Karlstadt mit einem Glas Sekt, das sie darüber ausgoss und am Rumpf zerschlug. „Marie“ stehe für die Geliebte oder den Stern des Meeres, erklärte der Kommandant zur Namenswahl. Aber auch für Marie Hofmann – sie ist mit zwölf Jahren das jüngste Mitglied der aktiven Feuerwehr in Karlstadt.
Wie wichtig ein Boot für die Karlstadter Wehr ist, sei seit der Beinah-Katastrophe im Jahr 2008 allen bewusst, stellte Kreisbrandrat Manfred Brust in seinem Grußwort heraus. Als ein Tankfrachter mitten auf dem Main brannte, beladen mit 1,1 Millionen Liter des Lösungsmittels Toluol („Brandverhalten wie Nitroverdünnung“), habe alles schnell gehen müssen. Nach Alarmplan werden auch die Boote der Feuerwehr Gemünden und Marktheidenfeld angefordert, jedoch verstreicht bis zum Eintreffen dieser Boote wertvolle Zeit.
Thomas Miebach lobte als Leiter der Karlstadter Polizeiinspektion, dass auf die Karlstadter Feuerwehr immer Verlass sei. Wenn es bei Terminen wie diesem um das Alter von ersetzten Einsatzfahrzeugen gehe, sollte mehr herausgestellt werden, dass die weit überdurchschnittlichen Nutzungszeiten nur erreicht werden, weil die Feuerwehren ihr Material perfekt in Schuss halten.